Katharina McLarren
Religion in internationalen Institutionen in Zeiten des Krieges
Studien zu Religion in Kriegen und Konflikten untersuchen meist das Potential der Religionen, die Situation entweder zu eskalieren oder zu befrieden. Die Rolle der Religionen auf der internationalen und transnationalen Ebene ist jedoch bislang wenig beachtet worden, wenngleich sie in internationalen Organisationen vertreten sind. So weist der Ukraine-Krieg stark divergierende Rollen der Religion seit dem Einmarsch Russlands am 24. Februar 2022 auf. Während Kyrill I, Patriarch der Russisch-Orthodoxen Kirche, beispielsweise der russischen Nationalgarde eine Ikone überreichte, um junge Soldaten, die das Vaterland verteidigen, zu inspirieren, kritisierte Franziskus I, Papst der Römisch-Katholischen Kirche, die Vereinten Nationen, die angesichts des Ukraine-Krieges „impotent“ seien. Allein diese zwei Beispiele deuten auf die divergierenden Ansätze hin, die Religion in Zeiten von Krieg einnehmen kann. Sie reichen von einer Legitimierung von Aggression bis hin zu einem Appell an die internationale Staatengemeinschaft, Fragen der Verantwortung und Handlungsfähigkeit zu überdenken. Mit anderen Worten: Diese Beispiele weisen auf, dass Religion die internationale Ordnung und deren Institutionen wie das Völkerrecht, Diplomatie oder Souveränität sowohl stärken als auch schwächen kann. Das erste Ziel des Projektes ist es, empirische Daten zur Positionierung von religiösen Akteuren bei Ausbruch und im Verlauf von einer Auswahl an Kriegen zu sammeln. Das zweite Ziel besteht darin, die Rolle der Religion in der internationalen, transnationalen und Weltgesellschaft theoretisch zu bearbeiten und somit die Ansätze der Englischen Schule zum Wandel von Institutionen weiter zu entwickeln.
Biografie
Dr. Katharina McLarren ist Senior Research Fellow am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg, wo sie im Rahmen der Forschungsgruppe Multiplizierung von Autoritäten in Global-Governance-Institutionen (MAGGI) unter der Leitung von PD Dr. Janne Mende forscht. Zuvor war sie u.a. als Lehrkraft für besondere Aufgaben für Internationale Beziehungen sowie als Koordinatorin eines DAAD-geförderten deutsch-tunesischen Forschungsprojektes tätig. In ihrer Promotion widmete sie sich der “Religion and International Society - Approaches to including religion in the International Relations research agenda”. Zu ihren weiteren Forschungsgebieten gehören die Außenpolitikanalyse sowie diplomatische Studien.