Schweigen ist Teil des Alltags, nicht nur eines jeden Individuums, sondern auch in den außenpolitischen Routinen eines Landes. In der Außenpolitik werden bestimmte Themen angesprochen, andere gar ‘groß gemacht’, wieder andere dafür völlig verschwiegen. Obwohl diese Einsicht ein Gemeinplatz ist, wissen wir erstaunlich wenig über Schweigen in der Außenpolitik. Die Schweigeforschung hat einen etablierten Platz in der Philosophie, in der Theologie, in der Kommunikationswissenschaft und der Soziologie – in der Politikwissenschaft ist sie allerdings kaum präsent und in der Außenpolitikforschung praktisch gar nicht. In welchen Bereichen lässt sich nun Schweigen gut untersuchen? Hier bietet sich ein Bereich an, in dem man gemeinhin Stellungnahmen erwarten müsste, etwa, wenn Massenverbrechen begangen werden. Massenverbrechen wie Kriegsverbrechen (z.B. das zielgerichtete Töten von Zivilisten im Krieg), Verbrechen gegen die Menschheit (z.B. Massenvergewaltigungen) oder Völkermord (die beabsichtigte Ausrottung eines Volkes) sind durch die Charta der Vereinten Nationen und durch viele internationale Verträge gebannt – praktisch alle Staaten stimmen darüber überein, dass sie zu verurteilen sind. Darüber hinaus haben sich viele westliche Staaten selbst zum Ziel gesetzt, solche Massenverbrechen zu bekämpfen. So findet sich z.B. der folgende Satz in den Leitlinien der Bundesregierung (2017, 47): “Deutschland bekennt sich zu der besonderen Verantwortung, die ihm aus seiner Geschichte erwächst. Die Vermeidung von Krieg und Gewalt in den internationalen Beziehungen, das Verhindern von Völkermord und schweren Menschenrechtsverletzungen und das Eintreten für bedrohte Minderheiten sowie für die Opfer von Unterdrückung und Verfolgung gehören zur deutschen Staatsraison.” Trotz der internationalen Vorgaben und solch nationaler Selbstverpflichtung haben die Bundesregierungen in den letzten Jahren aktuelle nachgewiesene Massenverbrechen beschwiegen: Ob Kriegsverbrechen im Jemen, Verbrechen gegen die Menschheit in Äthiopien oder Völkermorde an den Rohingya in Myanmar und den Uiguren in China, nicht nur die Bundesregierungen, sondern auch der Bundestag mochte nicht über solche Massenverbrechen reden. Wie und warum ein solches kollektives Schweigen vorkommt, ist die Leitfrage des Forschungsprojekts.
Zum ProfilWeltraumtechnologien – Raketen, Satelliten und die sie unterstützende terrestrische Infrastruktur – sind entscheidende Voraussetzungen für moderne informationszentrierte Gesellschaften. Die Anwendungen reichen von der nachrichtendienstlichen Erfassung, der nuklearen Frühwarnung und der Ausrichtung präzisionsgelenkter Waffen bis hin zu Telekommunikation und Internet, Kartierung und Geolokalisierung, Umweltüberwachung und Wettervorhersage. Weltraumsysteme tragen somit zu Formen der militärischen, ökologischen und menschlichen Sicherheit bei und werden zunehmend als Schlüsselelement der nationalen Verteidigung und der Wirtschaftsmacht verstanden. Gleichzeitig entwickeln die führenden Weltraummächte Gegenmaßnahmen, um die gegnerischen Satelliten zu bedrohen. Es gibt weit verbreitete Bedenken, dass die Weltraumverwaltung nicht ausreicht, um diese Sicherheitsherausforderungen zu bewältigen, da die bestehenden Regeln erhebliche Unklarheiten und Lücken aufweisen. Zu den grundlegenden Hindernissen gehören konkurrierende Ansätze unter der Führung Chinas und Russlands bzw. der USA und anderer westlicher Staaten, mit dem entsprechenden Risiko einer Fragmentierung der Weltraumverwaltung.
In meiner Forschung untersuche ich den Status und die möglichen Entwicklungen der Weltraumpolitik, insbesondere im Hinblick auf die Charakterisierung und Regulierung von militärischen Weltraumoperationen. Ich stelle Theorien zu den Prozessen auf, durch die internationale Normen und rechtliche Regeln gefördert und bekämpft werden, und erhebe empirische Daten, um die Art und das Ausmaß eines solchen Wandels zu bewerten. Mit meinem Stipendium möchte ich zwei miteinander verbundene Projekte vorantreiben. Erstens untersuche ich, wie die einzigartigen physikalischen Eigenschaften der Erdumlaufbahn die Nutzung von Weltraumtechnologien für (terrestrische) Sicherheitsmissionen ermöglichen und einschränken. Zweitens ermittle ich Mechanismen und Prozesse, durch die sich Normen zur Regulierung militärischer Weltraumaktivitäten herausbilden und verändern können. Mein übergeordnetes Ziel ist es, den Weltraum besser in die Erforschung der globalen Politik zu integrieren und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, die wiederum in die politischen Überlegungen von staatlichen, nichtstaatlichen und kommerziellen Akteuren im Weltraum einfließen können, um bewaffnete Konflikte im Weltraum zu verhindern.
Nationale Dialoge sind für die Bewältigung politischer Übergänge und die Förderung eines nachhaltigen Friedens weltweit immer wichtiger geworden. In diesem Forschungsprojekt soll die Wirksamkeit nationaler Dialoge durch die Untersuchung von Fällen im Tschad und des Potenzials eines solchen Prozesses in der Ukraine untersucht werden. Durch die Analyse der politischen und verfahrenstechnischen Elemente sowie der Kontextfaktoren, die die Ergebnisse beeinflussen, soll diese Studie ein differenziertes Verständnis dafür vermitteln, wie diese inklusiven Dialoge Konflikte lösen und den Wiederaufbau nach Konflikten/Kriegen unterstützen können. 2022 führte der Tschad einen Nationalen Dialog ein, an dem verschiedene Interessengruppen – von der regierenden Junta bis hin zu zivilen Gruppen – beteiligt waren und der darauf abzielte, den nationalen Zusammenhalt zu stärken und die Grundlagen für eine friedliche Zukunft zu schaffen. Die Wirksamkeit dieses Dialogs hängt jedoch nicht nur von seiner Durchführung, sondern auch von der kontinuierlichen Einbindung und Umsetzung der Vereinbarungen ab. Auch die Ukraine, die derzeit gegen eine Invasion kämpft und die Umsetzung einer Friedensplanformel in Erwägung zieht, stellt ein einzigartiges Szenario dar, um das Potenzial und die Herausforderungen der Initiierung eines nationalen Dialogs zu untersuchen. Die zu erwartende vergleichende Analyse wird Gemeinsamkeiten, Herausforderungen und Lehren aus beiden Kontexten aufzeigen und Erkenntnisse liefern, die für andere Regionen, die sich im politischen Umbruch befinden, von Nutzen sind.
Zum ProfilIn den letzten Jahren haben die chinesischen Investitionen in Afrika die der traditionellen westlichen Geber übertroffen, so dass China der größte Investor des Kontinents ist. Chinesische Direktinvestitionen (ADI) bieten ein erhebliches Potenzial für wirtschaftliches Wachstum, da sie wichtige Infrastruktur, Kapital und industrielle Kapazitäten bereitstellen. Die Art und die Bedingungen dieser Investitionen unterscheiden sich jedoch deutlich von denen westlicher Geber, was oft zu Debatten über ihren tatsächlichen Nutzen und ihre möglichen Nachteile führt. Chinas Ansatz für Hilfe und Investitionen in Afrika, der im Vergleich zur westlichen Hilfe durch weniger Bedingungen gekennzeichnet ist, hat Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Regierungsführung und die wirtschaftliche Unabhängigkeit in den Empfängerländern aufgeworfen. Kritiker argumentieren, dass diese „Schurkenhilfe“ korrupte Regime unterstützen und die Schuldenlast erhöhen kann, obwohl die empirischen Belege für diese Behauptungen uneinheitlich sind. Während einige Studien die positiven Auswirkungen chinesischer Investitionen auf Produktivität und industrielles Wachstum hervorheben, verweisen andere auf negative Effekte wie den verschärften Wettbewerb für lokale Unternehmen und die zunehmende wirtschaftliche Abhängigkeit.
Dieses Projekt zielt darauf ab, die sektorale Entwicklung chinesischer ADI in Afrika und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigung zu untersuchen, was angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in Afrika von entscheidender Bedeutung ist. Das Projekt wird ein differenziertes Verständnis der Rolle chinesischer ADI für die Entwicklung Afrikas ermöglichen. Die Ergebnisse werden in Strategien einfließen, mit denen chinesische und westliche Investitionen besser integriert werden können, um die Industrialisierung und wirtschaftliche Diversifizierung Afrikas zu unterstützen, den Nutzen solcher Investitionen zu maximieren und gleichzeitig mögliche Risiken zu minimieren.
Das Forschungsprojekt von Milla Vaha befasst sich mit den tiefgreifenden Auswirkungen historischer Atomtests und des gegenwärtigen Klimawandels auf die existenzielle Sicherheit der pazifischen Inselstaaten. Die von 1946 bis 1996 durchgeführten Atomtests der großen Weltmächte haben in Regionen wie Kiribati, den Marshallinseln und Maohi Nui (Französisch-Polynesien) ein bleibendes Erbe hinterlassen. Diese Studie versucht, die Zusammenhänge zwischen diesen historischen Ereignissen und der aktuellen Klimakrise zu ergründen und zu untersuchen, wie die Überreste der nuklearen Aktivitäten die Wahrnehmung existenzieller Bedrohungen durch diese Gemeinschaften geprägt haben. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Fragen, inwieweit Atomtests die Wahrnehmung existenzieller klimatischer Bedrohungen beeinflusst haben, wie das nukleare Erbe die nationalen und regionalen Sicherheitsrahmenbedingungen beeinflusst hat und welche Auswirkungen die durch Atomtests verursachten Schwachstellen auf die Klimaresilienz haben. Durch eine Kombination aus Archivrecherche, Interviews und Sekundärforschung soll das Projekt neue Einblicke in die Untersuchung existenzieller Bedrohungen im Bereich der Internationalen Beziehungen und der politischen Praxis bieten. Darüber hinaus möchte es politische Empfehlungen für den Umgang mit Verlusten und Schäden infolge des Klimawandels geben, indem es diese mit der historischen Verantwortung von Atommächten in Verbindung bringt. Anhand von drei Fallstudien – Marshall-Inseln, Kiribati und Maohi Nui – wird die besondere Verwundbarkeit dieser kleinen Inselstaaten hervorgehoben, die durch ihre nukleare Vergangenheit erheblich beeinträchtigt wurden. Die Auswahl dieser Fälle ist durch ihre gemeinsamen Erfahrungen als Atomtestgelände und ihren unterschiedlichen souveränen Status gerechtfertigt und ermöglicht ein umfassendes Verständnis dafür, wie historische Hinterlassenschaften aktuelle Sicherheitsszenarien und politische Reaktionen beeinflussen. Die Forschungsarbeit trägt nicht nur zu unserem Verständnis von existenziellen Bedrohungen und Sicherheit in den internationalen Beziehungen bei, sondern befasst sich auch mit den umfassenderen Implikationen von Klimagerechtigkeit und der historischen Verantwortung von Atommächten und bietet so einen sinnvollen Rahmen für Ausgleichsmaßnahmen für die betroffenen pazifischen Inselgemeinschaften.
Zum ProfilMein Projekt untersucht die Konzeptualisierung des Weltraums als Umwelt und seine Auswirkungen auf das internationale Recht, insbesondere in Bezug auf Umweltschutz und ausländische Investitionen. Die Studie zielt darauf ab, den Weltraum, insbesondere die Erdumlaufbahn, als einen Umweltbereich zu rekonzeptualisieren, der ähnlichen Regulierungsmaßnahmen unterliegt wie die terrestrische und atmosphärische Umwelt. Anlass für die Untersuchung ist das rasante Wachstum öffentlicher und privater Raumfahrtaktivitäten wie Satellitenbetrieb, Weltraumtourismus, Rohstoffgewinnung und -nutzung sowie potenzielle außerirdische Siedlungen. Im Hinblick auf die Aktivitäten im Weltraum liegt der Schwerpunkt auf der Anhäufung von Weltraummüll, der erhebliche Risiken birgt, wie z. B. Kollisionen im Orbit, die die Erdumlaufbahn schließlich unbrauchbar machen könnten – ein Szenario, das als Kessler-Syndrom bekannt ist. Angesichts dieser Bedenken wird im Rahmen des Projekts untersucht, ob der Weltraum als schutzbedürftige Umwelt eingestuft werden sollte.
Mit Hilfe der Umweltsoziologie wird das Projekt zeigen, dass Umweltschutz zwar ein Aspekt unserer Interaktion mit dem Weltraum ist, dass aber Umweltnutzung, Risikominderung, wissenschaftliches Engagement und kulturelle Bewahrung parallele Manifestationen des Weltraums als Umwelt sind und entscheidende Aspekte unserer Auseinandersetzung mit ihm darstellen. Aufbauend auf diesem Rahmenwerk besteht der Hauptbeitrag des Projekts darin zu zeigen, wie diese Taxonomie dazu beiträgt, den Spielraum der Staaten bei der Regulierung von Weltraumaktivitäten sowie die Regeln und Grundsätze des internationalen Rechts, die für den Umweltschutz und die von den Staaten eingeleiteten Maßnahmen gelten, besser zu konzeptualisieren.
Ein zentraler Aspekt dieser Studie ist die Untersuchung, wie die Kategorisierung des Weltraums als Umwelt das internationale Investitionsrecht beeinflusst, insbesondere im Hinblick auf staatliche Vorschriften und deren Auswirkungen auf Aktivitäten des Privatsektors.Das Projekt geht davon aus, dass der Weltraum, ähnlich wie terrestrische und atmosphärische Bereiche, Umweltschutzmaßnahmen unterworfen sein kann, die mit kommerziellen Interessen in Konflikt geraten können.Dieser Konflikt wird anhand von internationalen Investitionsabkommen (IIAs) und Schiedsgerichtsfällen untersucht, in denen Staaten Umweltvorschriften erlassen haben, die sich auf ausländische Investitionen auswirken.
Im Rahmen dieses Projekts sollen die wichtigsten Herausforderungen und Voraussetzungen für die Umsetzung der Raumfahrtstrategie der Europäischen Union für Sicherheit und Verteidigung, die am 10. März 2023 von der Europäischen Kommission und dem Hohen Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, vorgestellt wurde, ermittelt und analysiert werden.
Dieses Projekt wird sich auf vier Hauptbereiche konzentrieren:
(1) die industrielle Kapazität der EU im Bereich der Raumfahrt,
(2) die Rahmenbedingungen der europäischen Raumfahrtindustrie im Vergleich zu den USA,
(3) die Harmonisierung des europäischen Raumfahrtmarktes durch ein gemeinsames Raumfahrtrecht und
(4) die Raumfahrt als Vektor der europäischen Integration.
Das Ziel der Forschung ist eine strukturierte Analyse mit besonderem Schwerpunkt auf der industriellen Kapazität des europäischen Raumfahrtsektors im Vergleich zu anderen Raumfahrtmächten sowie auf der Dynamik des Wettbewerbs der Großmächte im Weltraum und der Rolle, die Europa in der zukünftigen geopolitischen Landschaft spielen könnte.
Was verrät die Flüchtlingspolitik über politische Dissonanzen? Und wie ermöglicht sie einen nuancierten Einblick in die Räumlichkeit und Streuung von Macht jenseits des Fokus auf klassische Geopolitik? Mein Forschungsprojekt befasst sich mit der Flüchtlingspolitik im Nahen und Mittleren Osten als einem unübersichtlichen Raum der Macht, in dem Asylpolitik und Grenzpraktiken sich gegenseitig beeinflussen und anfechten. Ich stütze mich dabei auf relationale Ansätze, die den Fokus von der EU-Governance abkoppeln und die politische Handlungsfähigkeit der sogenannten „Grenzgebiete“ konzeptualisieren. Anhand des Fallbeispiels der syrischen Vertreibung untersuche ich, wie die politischen und gesellschaftlichen Strukturen des Nahen Ostens die diskursiven Praktiken der EU zur Stärkung der Resilienz und die Externalisierungsstrategien der Migrationskontrolle geprägt haben. Außerdem untersuche ich, was dies für die Rechte und den Schutz von Flüchtlingen sowie für die Aufteilung der Verantwortung bedeutet.
Das Projekt ist in vier Bereiche gegliedert:
– Wie haben die Regierungen im Nahen Osten die externen Flüchtlingsinstrumente der EU interpretiert und umgesetzt? Auf welche Weise haben ihre Regierungsführung, ihr rechtlicher Rahmen und ihre Wirtschaftssysteme die normative und finanzielle Macht der EU neu geformt?
– Welche Auswirkungen haben die ausgehandelten Flüchtlingsinstrumente vor Ort, insbesondere im Hinblick auf die Formulierung der Asylpolitik, die Lebensbedingungen und den Schutz von Flüchtlingen in der Region?
– Welche „Wege“ und „Bewertungskriterien“ (Young 1978) könnten die begrenzte Wirkung der EU-Finanzierungsmittel bei der Bewältigung lang anhaltender Vertreibungen im Nahen Osten verdeutlichen, trotz der erklärten Ziele der EU, die Widerstandsfähigkeit und die gemeinsame Lastenteilung zu fördern?
-Und wie können die EU und die regionalen Aufnahmestaaten im Nahen Osten ihre strittige Zusammenarbeit in Flüchtlingsfragen als Chance für eine reflexive und lernende Governance nutzen?
Was verrät die Flüchtlingspolitik über politische Dissonanzen? Und wie ermöglicht sie einen nuancierten Einblick in die Räumlichkeit und Streuung von Macht jenseits des Fokus auf klassische Geopolitik? Mein Forschungsprojekt befasst sich mit der Flüchtlingspolitik im Nahen und Mittleren Osten als einem unübersichtlichen Raum der Macht, in dem Asylpolitik und Grenzpraktiken sich gegenseitig beeinflussen und anfechten. Ich stütze mich dabei auf relationale Ansätze, die den Fokus von der EU-Governance abkoppeln und die politische Handlungsfähigkeit der sogenannten „Grenzgebiete“ konzeptualisieren. Anhand des Fallbeispiels der syrischen Vertreibung untersuche ich, wie die politischen und gesellschaftlichen Strukturen des Nahen Ostens die diskursiven Praktiken der EU zur Stärkung der Resilienz und die Externalisierungsstrategien der Migrationskontrolle geprägt haben. Außerdem untersuche ich, was dies für die Rechte und den Schutz von Flüchtlingen sowie für die Aufteilung der Verantwortung bedeutet.
Das Projekt ist in vier Bereiche gegliedert:
– Wie haben die Regierungen im Nahen Osten die externen Flüchtlingsinstrumente der EU interpretiert und umgesetzt? Auf welche Weise haben ihre Regierungsführung, ihr rechtlicher Rahmen und ihre Wirtschaftssysteme die normative und finanzielle Macht der EU neu geformt?
– Welche Auswirkungen haben die ausgehandelten Flüchtlingsinstrumente vor Ort, insbesondere im Hinblick auf die Formulierung der Asylpolitik, die Lebensbedingungen und den Schutz von Flüchtlingen in der Region?
– Welche „Wege“ und „Bewertungskriterien“ (Young 1978) könnten die begrenzte Wirkung der EU-Finanzierungsmittel bei der Bewältigung lang anhaltender Vertreibungen im Nahen Osten verdeutlichen, trotz der erklärten Ziele der EU, die Widerstandsfähigkeit und die gemeinsame Lastenteilung zu fördern?
-Und wie können die EU und die regionalen Aufnahmestaaten im Nahen Osten ihre strittige Zusammenarbeit in Flüchtlingsfragen als Chance für eine reflexive und lernende Governance nutzen?
Dieses Projekt untersucht, wie die chinesische Bevölkerung derzeit über die Welt denkt und welche Auswirkungen dies auf die künftigen Außenbeziehungen mit westlichen Ländern hat. Es stützt sich auf schwer zugängliche repräsentative Daten aus den vom Forscher durchgeführten Chinese Citizens‘ Global Perception Surveys (CCGPS) von 2023 und 2024. Die CCGPS untersuchen die Sichtweise chinesischer Bürger auf die aktuellen Beziehungen Chinas zu globalen Akteuren, darunter Australien, Kanada, die EU, Frankreich, Deutschland, Indien, Japan, Russland, Großbritannien und die USA.
Das Projekt wird vier Schlüsselbereiche von analytischem Interesse untersuchen: (1) die globale Wahrnehmung chinesischer Bürger von vertrauenswürdigen Partnern und denjenigen Ländern, die in naher Zukunft möglicherweise antagonistischer sein werden; (2) Ansichten zu Chinas globaler Rolle; (3) Präferenzen für Auslandstourismus, Studium, Arbeit und Auswanderung; und (4) die Quellen und Kenntnisse chinesischer Bürger über globale Länder.
Ziel des Projekts ist es, zeitnahe, datengestützte Erkenntnisse zu liefern, die den wichtigsten Akteuren dabei helfen können, gezielte und durchdachte Strategien für eine aufgeklärte und produktive Zusammenarbeit mit Festlandchina zu entwickeln.
Dr. Haramias Forschung konzentriert sich auf die globale Planung von Szenarien für die Zeit nach der Entdeckung, d.h. Szenarien, denen die Menschen nach einer erfolgreichen Entdeckung von außerirdischem Leben oder Technologie im Weltraum gegenüberstehen könnten. Die Einschätzung der öffentlichen Meinung zu möglichen globalen Maßnahmen ist von grundlegender Bedeutung für ethische Fragen der globalen Zustimmung. Eine informierte Zustimmung, sofern sie überhaupt möglich ist, ist wohl entscheidend für eine moralisch angemessene Vertretung und Risikobereitschaft. Daher ist die Zustimmung in Bezug auf Risiko und Repräsentation ein entscheidender Bereich der gezielten Analyse in der aktuellen Post-Detection-Forschung. Dr. Haramias Arbeit unterstreicht die Notwendigkeit, den spekulativen Diskurs zu navigieren und ethische Untersuchungen zu fördern, um die vorhandenen Ressourcen für eine effektive Vorbereitung zu nutzen.
Im Mittelpunkt ihrer Forschungsagenda steht die Erforschung von Methoden zur Bewertung der Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber globalen Risiken und zur Sicherung der globalen Zustimmung zu Vorschlägen für die Nacherkennung. Sie skizziert sowohl theoretische als auch konkrete Strategien, um die Forschung im Bereich der Nacherkennung voranzutreiben. Sie stellt zentrale Fragen, um ihre Untersuchung zu leiten, und untersucht die Notwendigkeit aktueller und zukünftiger Instrumente, Strategien und interdisziplinärer Forschungsrahmen für den Umgang mit potenziellen Kontakten mit außerirdischen Entitäten. Darüber hinaus erforscht sie das Potenzial von Schulungen im Bereich der Zukunftsforschung und von KI-gesteuerten Programmen zur Stärkung der globalen Bereitschaft und Repräsentation, wobei sie sich mit Fragen der Überrepräsentation, der falschen Repräsentation, der Einbeziehung und anderen Aspekten bei der Planung der planetarischen Zukunft befasst.
Dr. Haramias Arbeit basiert auf einem umfassenden Überblick über den historischen Kontext der Nacherkennungsforschung, wobei sie deren Ursprünge von den Anfängen der SETI-Wissenschaft bis zur Formulierung der heutigen Nacherkennungsprotokolle zurückverfolgt.
Zudem unterstreicht sie die entscheidende interdisziplinäre Natur der Forschung in diesem Bereich und betont den Wert kollaborativer Initiativen. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, vertretbare Schwellenwerte für eine informierte Zustimmung zu entwickeln und Wege für global ausgerichtete Programme zu erkunden, die dazu beitragen, die Menschheit auf eine Zukunft nach der Entdeckung vorzubereiten.
Inci Öykü Yener-Roderburg führt ein Forschungsprojekt durch, das das komplexe Zusammenspiel zwischen Religion, Diaspora-Vereinigungen und extraterritorialer Stimmabgabe (EV) im Kontext der türkischstämmigen Gemeinden in Deutschland untersucht. Mit der Einführung des Fernwahlrechts im Jahr 2012 haben die türkischen Diaspora-Gemeinden eine einzigartige Form der politischen Mobilisierung erlebt, doch der spezifische Einfluss religiöser Vereinigungen auf das Wahlverhalten ist noch wenig erforscht.
Mit Hilfe eines multidisziplinären Ansatzes will diese Studie drei Hauptziele beleuchten: Erstens soll die Bedeutung der Religion für die politische Mobilisierung in der Diaspora beleuchtet werden, wobei der Schwerpunkt auf alevitischen und sunnitischen religiösen Diasporaorganisationen in Deutschland liegt. Zweitens werden die Mechanismen analysiert, durch die diese religiösen Vereinigungen die Wahlbeteiligung während türkischer Wahlzyklen in Deutschland und während deutscher Wahlzyklen in Deutschland erleichtern und fördern. Schließlich wird eine geschlechtsspezifische Perspektive eingenommen, um die Rolle der Frauen in diesen Organisationen und ihren Einfluss auf EV zu untersuchen.
Trotz der zunehmenden Literatur zur Wahlbeteiligung von Emigranten ist die Rolle der Religion bei der Beeinflussung des Wahlverhaltens noch weitgehend unerforscht. Durch die Fokussierung auf türkischstämmige religiöse Diaspora-Organisationen in Deutschland zielt diese Studie darauf ab, diese Lücke zu schließen und ein nuanciertes Verständnis der komplexen Dynamiken zu vermitteln.
Durch eine Kombination von qualitativen Methoden, einschließlich ethnographischer Forschung und Tiefeninterviews, zielt diese Studie darauf ab, die Motivationen, Herausforderungen und Strategien hinter der Stimmabgabe und Mobilisierung innerhalb von Diaspora-Gemeinschaften aufzudecken. Durch die Untersuchung der Überschneidung von Religion, Staatsbürgerschaft und politischem Engagement soll ein Beitrag zu einer breiteren Diskussion über Diaspora-Politik und transnationale politische Beteiligung geleistet werden.
Die Bedeutung dieser Untersuchung geht über die akademische Forschung hinaus, da sie Auswirkungen auf das Verständnis der sich entwickelnden politischen Partizipation von Diasporagemeinschaften und deren Einfluss auf das „Heimatland“ hat. Diese Studie untersucht die Rolle religiöser Vereinigungen als wichtige Akteure bei der extraterritorialen Stimmabgabe sowie ihre potenziellen Auswirkungen auf die Wahlen in den Heimatländern. Ziel ist es, Erkenntnisse zu gewinnen, die der politischen Entscheidungsfindung dienen und unser Verständnis des Engagements der Diaspora in demokratischen Prozessen in einem transnationalen Kontext vertiefen können.