Schweigen ist Teil des Alltags, nicht nur eines jeden Individuums, sondern auch in den außenpolitischen Routinen eines Landes. In der Außenpolitik werden bestimmte Themen angesprochen, andere gar ‘groß gemacht’, wieder andere dafür völlig verschwiegen. Obwohl diese Einsicht ein Gemeinplatz ist, wissen wir erstaunlich wenig über Schweigen in der Außenpolitik. Die Schweigeforschung hat einen etablierten Platz in der Philosophie, in der Theologie, in der Kommunikationswissenschaft und der Soziologie – in der Politikwissenschaft ist sie allerdings kaum präsent und in der Außenpolitikforschung praktisch gar nicht. In welchen Bereichen lässt sich nun Schweigen gut untersuchen? Hier bietet sich ein Bereich an, in dem man gemeinhin Stellungnahmen erwarten müsste, etwa, wenn Massenverbrechen begangen werden. Massenverbrechen wie Kriegsverbrechen (z.B. das zielgerichtete Töten von Zivilisten im Krieg), Verbrechen gegen die Menschheit (z.B. Massenvergewaltigungen) oder Völkermord (die beabsichtigte Ausrottung eines Volkes) sind durch die Charta der Vereinten Nationen und durch viele internationale Verträge gebannt – praktisch alle Staaten stimmen darüber überein, dass sie zu verurteilen sind. Darüber hinaus haben sich viele westliche Staaten selbst zum Ziel gesetzt, solche Massenverbrechen zu bekämpfen. So findet sich z.B. der folgende Satz in den Leitlinien der Bundesregierung (2017, 47): “Deutschland bekennt sich zu der besonderen Verantwortung, die ihm aus seiner Geschichte erwächst. Die Vermeidung von Krieg und Gewalt in den internationalen Beziehungen, das Verhindern von Völkermord und schweren Menschenrechtsverletzungen und das Eintreten für bedrohte Minderheiten sowie für die Opfer von Unterdrückung und Verfolgung gehören zur deutschen Staatsraison.” Trotz der internationalen Vorgaben und solch nationaler Selbstverpflichtung haben die Bundesregierungen in den letzten Jahren aktuelle nachgewiesene Massenverbrechen beschwiegen: Ob Kriegsverbrechen im Jemen, Verbrechen gegen die Menschheit in Äthiopien oder Völkermorde an den Rohingya in Myanmar und den Uiguren in China, nicht nur die Bundesregierungen, sondern auch der Bundestag mochte nicht über solche Massenverbrechen reden. Wie und warum ein solches kollektives Schweigen vorkommt, ist die Leitfrage des Forschungsprojekts.
Zum ProfilWeltraumtechnologien – Raketen, Satelliten und die sie unterstützende terrestrische Infrastruktur – sind entscheidende Voraussetzungen für moderne informationszentrierte Gesellschaften. Die Anwendungen reichen von der nachrichtendienstlichen Erfassung, der nuklearen Frühwarnung und der Ausrichtung präzisionsgelenkter Waffen bis hin zu Telekommunikation und Internet, Kartierung und Geolokalisierung, Umweltüberwachung und Wettervorhersage. Weltraumsysteme tragen somit zu Formen der militärischen, ökologischen und menschlichen Sicherheit bei und werden zunehmend als Schlüsselelement der nationalen Verteidigung und der Wirtschaftsmacht verstanden. Gleichzeitig entwickeln die führenden Weltraummächte Gegenmaßnahmen, um die gegnerischen Satelliten zu bedrohen. Es gibt weit verbreitete Bedenken, dass die Weltraumverwaltung nicht ausreicht, um diese Sicherheitsherausforderungen zu bewältigen, da die bestehenden Regeln erhebliche Unklarheiten und Lücken aufweisen. Zu den grundlegenden Hindernissen gehören konkurrierende Ansätze unter der Führung Chinas und Russlands bzw. der USA und anderer westlicher Staaten, mit dem entsprechenden Risiko einer Fragmentierung der Weltraumverwaltung.
In meiner Forschung untersuche ich den Status und die möglichen Entwicklungen der Weltraumpolitik, insbesondere im Hinblick auf die Charakterisierung und Regulierung von militärischen Weltraumoperationen. Ich stelle Theorien zu den Prozessen auf, durch die internationale Normen und rechtliche Regeln gefördert und bekämpft werden, und erhebe empirische Daten, um die Art und das Ausmaß eines solchen Wandels zu bewerten. Mit meinem Stipendium möchte ich zwei miteinander verbundene Projekte vorantreiben. Erstens untersuche ich, wie die einzigartigen physikalischen Eigenschaften der Erdumlaufbahn die Nutzung von Weltraumtechnologien für (terrestrische) Sicherheitsmissionen ermöglichen und einschränken. Zweitens ermittle ich Mechanismen und Prozesse, durch die sich Normen zur Regulierung militärischer Weltraumaktivitäten herausbilden und verändern können. Mein übergeordnetes Ziel ist es, den Weltraum besser in die Erforschung der globalen Politik zu integrieren und neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen, die wiederum in die politischen Überlegungen von staatlichen, nichtstaatlichen und kommerziellen Akteuren im Weltraum einfließen können, um bewaffnete Konflikte im Weltraum zu verhindern.
Nationale Dialoge sind für die Bewältigung politischer Übergänge und die Förderung eines nachhaltigen Friedens weltweit immer wichtiger geworden. In diesem Forschungsprojekt soll die Wirksamkeit nationaler Dialoge durch die Untersuchung von Fällen im Tschad und des Potenzials eines solchen Prozesses in der Ukraine untersucht werden. Durch die Analyse der politischen und verfahrenstechnischen Elemente sowie der Kontextfaktoren, die die Ergebnisse beeinflussen, soll diese Studie ein differenziertes Verständnis dafür vermitteln, wie diese inklusiven Dialoge Konflikte lösen und den Wiederaufbau nach Konflikten/Kriegen unterstützen können. 2022 führte der Tschad einen Nationalen Dialog ein, an dem verschiedene Interessengruppen – von der regierenden Junta bis hin zu zivilen Gruppen – beteiligt waren und der darauf abzielte, den nationalen Zusammenhalt zu stärken und die Grundlagen für eine friedliche Zukunft zu schaffen. Die Wirksamkeit dieses Dialogs hängt jedoch nicht nur von seiner Durchführung, sondern auch von der kontinuierlichen Einbindung und Umsetzung der Vereinbarungen ab. Auch die Ukraine, die derzeit gegen eine Invasion kämpft und die Umsetzung einer Friedensplanformel in Erwägung zieht, stellt ein einzigartiges Szenario dar, um das Potenzial und die Herausforderungen der Initiierung eines nationalen Dialogs zu untersuchen. Die zu erwartende vergleichende Analyse wird Gemeinsamkeiten, Herausforderungen und Lehren aus beiden Kontexten aufzeigen und Erkenntnisse liefern, die für andere Regionen, die sich im politischen Umbruch befinden, von Nutzen sind.
Zum ProfilIn den letzten Jahren haben die chinesischen Investitionen in Afrika die der traditionellen westlichen Geber übertroffen, so dass China der größte Investor des Kontinents ist. Chinesische Direktinvestitionen (ADI) bieten ein erhebliches Potenzial für wirtschaftliches Wachstum, da sie wichtige Infrastruktur, Kapital und industrielle Kapazitäten bereitstellen. Die Art und die Bedingungen dieser Investitionen unterscheiden sich jedoch deutlich von denen westlicher Geber, was oft zu Debatten über ihren tatsächlichen Nutzen und ihre möglichen Nachteile führt. Chinas Ansatz für Hilfe und Investitionen in Afrika, der im Vergleich zur westlichen Hilfe durch weniger Bedingungen gekennzeichnet ist, hat Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die Regierungsführung und die wirtschaftliche Unabhängigkeit in den Empfängerländern aufgeworfen. Kritiker argumentieren, dass diese „Schurkenhilfe“ korrupte Regime unterstützen und die Schuldenlast erhöhen kann, obwohl die empirischen Belege für diese Behauptungen uneinheitlich sind. Während einige Studien die positiven Auswirkungen chinesischer Investitionen auf Produktivität und industrielles Wachstum hervorheben, verweisen andere auf negative Effekte wie den verschärften Wettbewerb für lokale Unternehmen und die zunehmende wirtschaftliche Abhängigkeit.
Dieses Projekt zielt darauf ab, die sektorale Entwicklung chinesischer ADI in Afrika und ihre Auswirkungen auf die Beschäftigung zu untersuchen, was angesichts der hohen Arbeitslosigkeit in Afrika von entscheidender Bedeutung ist. Das Projekt wird ein differenziertes Verständnis der Rolle chinesischer ADI für die Entwicklung Afrikas ermöglichen. Die Ergebnisse werden in Strategien einfließen, mit denen chinesische und westliche Investitionen besser integriert werden können, um die Industrialisierung und wirtschaftliche Diversifizierung Afrikas zu unterstützen, den Nutzen solcher Investitionen zu maximieren und gleichzeitig mögliche Risiken zu minimieren.
Das Forschungsprojekt von Milla Vaha befasst sich mit den tiefgreifenden Auswirkungen historischer Atomtests und des gegenwärtigen Klimawandels auf die existenzielle Sicherheit der pazifischen Inselstaaten. Die von 1946 bis 1996 durchgeführten Atomtests der großen Weltmächte haben in Regionen wie Kiribati, den Marshallinseln und Maohi Nui (Französisch-Polynesien) ein bleibendes Erbe hinterlassen. Diese Studie versucht, die Zusammenhänge zwischen diesen historischen Ereignissen und der aktuellen Klimakrise zu ergründen und zu untersuchen, wie die Überreste der nuklearen Aktivitäten die Wahrnehmung existenzieller Bedrohungen durch diese Gemeinschaften geprägt haben. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Fragen, inwieweit Atomtests die Wahrnehmung existenzieller klimatischer Bedrohungen beeinflusst haben, wie das nukleare Erbe die nationalen und regionalen Sicherheitsrahmenbedingungen beeinflusst hat und welche Auswirkungen die durch Atomtests verursachten Schwachstellen auf die Klimaresilienz haben. Durch eine Kombination aus Archivrecherche, Interviews und Sekundärforschung soll das Projekt neue Einblicke in die Untersuchung existenzieller Bedrohungen im Bereich der Internationalen Beziehungen und der politischen Praxis bieten. Darüber hinaus möchte es politische Empfehlungen für den Umgang mit Verlusten und Schäden infolge des Klimawandels geben, indem es diese mit der historischen Verantwortung von Atommächten in Verbindung bringt. Anhand von drei Fallstudien – Marshall-Inseln, Kiribati und Maohi Nui – wird die besondere Verwundbarkeit dieser kleinen Inselstaaten hervorgehoben, die durch ihre nukleare Vergangenheit erheblich beeinträchtigt wurden. Die Auswahl dieser Fälle ist durch ihre gemeinsamen Erfahrungen als Atomtestgelände und ihren unterschiedlichen souveränen Status gerechtfertigt und ermöglicht ein umfassendes Verständnis dafür, wie historische Hinterlassenschaften aktuelle Sicherheitsszenarien und politische Reaktionen beeinflussen. Die Forschungsarbeit trägt nicht nur zu unserem Verständnis von existenziellen Bedrohungen und Sicherheit in den internationalen Beziehungen bei, sondern befasst sich auch mit den umfassenderen Implikationen von Klimagerechtigkeit und der historischen Verantwortung von Atommächten und bietet so einen sinnvollen Rahmen für Ausgleichsmaßnahmen für die betroffenen pazifischen Inselgemeinschaften.
Zum ProfilMein Projekt untersucht die Konzeptualisierung des Weltraums als Umwelt und seine Auswirkungen auf das internationale Recht, insbesondere in Bezug auf Umweltschutz und ausländische Investitionen. Die Studie zielt darauf ab, den Weltraum, insbesondere die Erdumlaufbahn, als einen Umweltbereich zu rekonzeptualisieren, der ähnlichen Regulierungsmaßnahmen unterliegt wie die terrestrische und atmosphärische Umwelt. Anlass für die Untersuchung ist das rasante Wachstum öffentlicher und privater Raumfahrtaktivitäten wie Satellitenbetrieb, Weltraumtourismus, Rohstoffgewinnung und -nutzung sowie potenzielle außerirdische Siedlungen. Im Hinblick auf die Aktivitäten im Weltraum liegt der Schwerpunkt auf der Anhäufung von Weltraummüll, der erhebliche Risiken birgt, wie z. B. Kollisionen im Orbit, die die Erdumlaufbahn schließlich unbrauchbar machen könnten – ein Szenario, das als Kessler-Syndrom bekannt ist. Angesichts dieser Bedenken wird im Rahmen des Projekts untersucht, ob der Weltraum als schutzbedürftige Umwelt eingestuft werden sollte.
Mit Hilfe der Umweltsoziologie wird das Projekt zeigen, dass Umweltschutz zwar ein Aspekt unserer Interaktion mit dem Weltraum ist, dass aber Umweltnutzung, Risikominderung, wissenschaftliches Engagement und kulturelle Bewahrung parallele Manifestationen des Weltraums als Umwelt sind und entscheidende Aspekte unserer Auseinandersetzung mit ihm darstellen. Aufbauend auf diesem Rahmenwerk besteht der Hauptbeitrag des Projekts darin zu zeigen, wie diese Taxonomie dazu beiträgt, den Spielraum der Staaten bei der Regulierung von Weltraumaktivitäten sowie die Regeln und Grundsätze des internationalen Rechts, die für den Umweltschutz und die von den Staaten eingeleiteten Maßnahmen gelten, besser zu konzeptualisieren.
Ein zentraler Aspekt dieser Studie ist die Untersuchung, wie die Kategorisierung des Weltraums als Umwelt das internationale Investitionsrecht beeinflusst, insbesondere im Hinblick auf staatliche Vorschriften und deren Auswirkungen auf Aktivitäten des Privatsektors.Das Projekt geht davon aus, dass der Weltraum, ähnlich wie terrestrische und atmosphärische Bereiche, Umweltschutzmaßnahmen unterworfen sein kann, die mit kommerziellen Interessen in Konflikt geraten können.Dieser Konflikt wird anhand von internationalen Investitionsabkommen (IIAs) und Schiedsgerichtsfällen untersucht, in denen Staaten Umweltvorschriften erlassen haben, die sich auf ausländische Investitionen auswirken.
Im Rahmen dieses Projekts sollen die wichtigsten Herausforderungen und Voraussetzungen für die Umsetzung der Raumfahrtstrategie der Europäischen Union für Sicherheit und Verteidigung, die am 10. März 2023 von der Europäischen Kommission und dem Hohen Vertreter für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, vorgestellt wurde, ermittelt und analysiert werden.
Dieses Projekt wird sich auf vier Hauptbereiche konzentrieren:
(1) die industrielle Kapazität der EU im Bereich der Raumfahrt,
(2) die Rahmenbedingungen der europäischen Raumfahrtindustrie im Vergleich zu den USA,
(3) die Harmonisierung des europäischen Raumfahrtmarktes durch ein gemeinsames Raumfahrtrecht und
(4) die Raumfahrt als Vektor der europäischen Integration.
Das Ziel der Forschung ist eine strukturierte Analyse mit besonderem Schwerpunkt auf der industriellen Kapazität des europäischen Raumfahrtsektors im Vergleich zu anderen Raumfahrtmächten sowie auf der Dynamik des Wettbewerbs der Großmächte im Weltraum und der Rolle, die Europa in der zukünftigen geopolitischen Landschaft spielen könnte.
Was verrät die Flüchtlingspolitik über politische Dissonanzen? Und wie ermöglicht sie einen nuancierten Einblick in die Räumlichkeit und Streuung von Macht jenseits des Fokus auf klassische Geopolitik? Mein Forschungsprojekt befasst sich mit der Flüchtlingspolitik im Nahen und Mittleren Osten als einem unübersichtlichen Raum der Macht, in dem Asylpolitik und Grenzpraktiken sich gegenseitig beeinflussen und anfechten. Ich stütze mich dabei auf relationale Ansätze, die den Fokus von der EU-Governance abkoppeln und die politische Handlungsfähigkeit der sogenannten „Grenzgebiete“ konzeptualisieren. Anhand des Fallbeispiels der syrischen Vertreibung untersuche ich, wie die politischen und gesellschaftlichen Strukturen des Nahen Ostens die diskursiven Praktiken der EU zur Stärkung der Resilienz und die Externalisierungsstrategien der Migrationskontrolle geprägt haben. Außerdem untersuche ich, was dies für die Rechte und den Schutz von Flüchtlingen sowie für die Aufteilung der Verantwortung bedeutet.
Das Projekt ist in vier Bereiche gegliedert:
– Wie haben die Regierungen im Nahen Osten die externen Flüchtlingsinstrumente der EU interpretiert und umgesetzt? Auf welche Weise haben ihre Regierungsführung, ihr rechtlicher Rahmen und ihre Wirtschaftssysteme die normative und finanzielle Macht der EU neu geformt?
– Welche Auswirkungen haben die ausgehandelten Flüchtlingsinstrumente vor Ort, insbesondere im Hinblick auf die Formulierung der Asylpolitik, die Lebensbedingungen und den Schutz von Flüchtlingen in der Region?
– Welche „Wege“ und „Bewertungskriterien“ (Young 1978) könnten die begrenzte Wirkung der EU-Finanzierungsmittel bei der Bewältigung lang anhaltender Vertreibungen im Nahen Osten verdeutlichen, trotz der erklärten Ziele der EU, die Widerstandsfähigkeit und die gemeinsame Lastenteilung zu fördern?
-Und wie können die EU und die regionalen Aufnahmestaaten im Nahen Osten ihre strittige Zusammenarbeit in Flüchtlingsfragen als Chance für eine reflexive und lernende Governance nutzen?
Was verrät die Flüchtlingspolitik über politische Dissonanzen? Und wie ermöglicht sie einen nuancierten Einblick in die Räumlichkeit und Streuung von Macht jenseits des Fokus auf klassische Geopolitik? Mein Forschungsprojekt befasst sich mit der Flüchtlingspolitik im Nahen und Mittleren Osten als einem unübersichtlichen Raum der Macht, in dem Asylpolitik und Grenzpraktiken sich gegenseitig beeinflussen und anfechten. Ich stütze mich dabei auf relationale Ansätze, die den Fokus von der EU-Governance abkoppeln und die politische Handlungsfähigkeit der sogenannten „Grenzgebiete“ konzeptualisieren. Anhand des Fallbeispiels der syrischen Vertreibung untersuche ich, wie die politischen und gesellschaftlichen Strukturen des Nahen Ostens die diskursiven Praktiken der EU zur Stärkung der Resilienz und die Externalisierungsstrategien der Migrationskontrolle geprägt haben. Außerdem untersuche ich, was dies für die Rechte und den Schutz von Flüchtlingen sowie für die Aufteilung der Verantwortung bedeutet.
Das Projekt ist in vier Bereiche gegliedert:
– Wie haben die Regierungen im Nahen Osten die externen Flüchtlingsinstrumente der EU interpretiert und umgesetzt? Auf welche Weise haben ihre Regierungsführung, ihr rechtlicher Rahmen und ihre Wirtschaftssysteme die normative und finanzielle Macht der EU neu geformt?
– Welche Auswirkungen haben die ausgehandelten Flüchtlingsinstrumente vor Ort, insbesondere im Hinblick auf die Formulierung der Asylpolitik, die Lebensbedingungen und den Schutz von Flüchtlingen in der Region?
– Welche „Wege“ und „Bewertungskriterien“ (Young 1978) könnten die begrenzte Wirkung der EU-Finanzierungsmittel bei der Bewältigung lang anhaltender Vertreibungen im Nahen Osten verdeutlichen, trotz der erklärten Ziele der EU, die Widerstandsfähigkeit und die gemeinsame Lastenteilung zu fördern?
-Und wie können die EU und die regionalen Aufnahmestaaten im Nahen Osten ihre strittige Zusammenarbeit in Flüchtlingsfragen als Chance für eine reflexive und lernende Governance nutzen?
Dieses Projekt untersucht, wie die chinesische Bevölkerung derzeit über die Welt denkt und welche Auswirkungen dies auf die künftigen Außenbeziehungen mit westlichen Ländern hat. Es stützt sich auf schwer zugängliche repräsentative Daten aus den vom Forscher durchgeführten Chinese Citizens‘ Global Perception Surveys (CCGPS) von 2023 und 2024. Die CCGPS untersuchen die Sichtweise chinesischer Bürger auf die aktuellen Beziehungen Chinas zu globalen Akteuren, darunter Australien, Kanada, die EU, Frankreich, Deutschland, Indien, Japan, Russland, Großbritannien und die USA.
Das Projekt wird vier Schlüsselbereiche von analytischem Interesse untersuchen: (1) die globale Wahrnehmung chinesischer Bürger von vertrauenswürdigen Partnern und denjenigen Ländern, die in naher Zukunft möglicherweise antagonistischer sein werden; (2) Ansichten zu Chinas globaler Rolle; (3) Präferenzen für Auslandstourismus, Studium, Arbeit und Auswanderung; und (4) die Quellen und Kenntnisse chinesischer Bürger über globale Länder.
Ziel des Projekts ist es, zeitnahe, datengestützte Erkenntnisse zu liefern, die den wichtigsten Akteuren dabei helfen können, gezielte und durchdachte Strategien für eine aufgeklärte und produktive Zusammenarbeit mit Festlandchina zu entwickeln.
Dr. Haramias Forschung konzentriert sich auf die globale Planung von Szenarien für die Zeit nach der Entdeckung, d.h. Szenarien, denen die Menschen nach einer erfolgreichen Entdeckung von außerirdischem Leben oder Technologie im Weltraum gegenüberstehen könnten. Die Einschätzung der öffentlichen Meinung zu möglichen globalen Maßnahmen ist von grundlegender Bedeutung für ethische Fragen der globalen Zustimmung. Eine informierte Zustimmung, sofern sie überhaupt möglich ist, ist wohl entscheidend für eine moralisch angemessene Vertretung und Risikobereitschaft. Daher ist die Zustimmung in Bezug auf Risiko und Repräsentation ein entscheidender Bereich der gezielten Analyse in der aktuellen Post-Detection-Forschung. Dr. Haramias Arbeit unterstreicht die Notwendigkeit, den spekulativen Diskurs zu navigieren und ethische Untersuchungen zu fördern, um die vorhandenen Ressourcen für eine effektive Vorbereitung zu nutzen.
Im Mittelpunkt ihrer Forschungsagenda steht die Erforschung von Methoden zur Bewertung der Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber globalen Risiken und zur Sicherung der globalen Zustimmung zu Vorschlägen für die Nacherkennung. Sie skizziert sowohl theoretische als auch konkrete Strategien, um die Forschung im Bereich der Nacherkennung voranzutreiben. Sie stellt zentrale Fragen, um ihre Untersuchung zu leiten, und untersucht die Notwendigkeit aktueller und zukünftiger Instrumente, Strategien und interdisziplinärer Forschungsrahmen für den Umgang mit potenziellen Kontakten mit außerirdischen Entitäten. Darüber hinaus erforscht sie das Potenzial von Schulungen im Bereich der Zukunftsforschung und von KI-gesteuerten Programmen zur Stärkung der globalen Bereitschaft und Repräsentation, wobei sie sich mit Fragen der Überrepräsentation, der falschen Repräsentation, der Einbeziehung und anderen Aspekten bei der Planung der planetarischen Zukunft befasst.
Dr. Haramias Arbeit basiert auf einem umfassenden Überblick über den historischen Kontext der Nacherkennungsforschung, wobei sie deren Ursprünge von den Anfängen der SETI-Wissenschaft bis zur Formulierung der heutigen Nacherkennungsprotokolle zurückverfolgt.
Zudem unterstreicht sie die entscheidende interdisziplinäre Natur der Forschung in diesem Bereich und betont den Wert kollaborativer Initiativen. Ihr übergeordnetes Ziel ist es, vertretbare Schwellenwerte für eine informierte Zustimmung zu entwickeln und Wege für global ausgerichtete Programme zu erkunden, die dazu beitragen, die Menschheit auf eine Zukunft nach der Entdeckung vorzubereiten.
Inci Öykü Yener-Roderburg führt ein Forschungsprojekt durch, das das komplexe Zusammenspiel zwischen Religion, Diaspora-Vereinigungen und extraterritorialer Stimmabgabe (EV) im Kontext der türkischstämmigen Gemeinden in Deutschland untersucht. Mit der Einführung des Fernwahlrechts im Jahr 2012 haben die türkischen Diaspora-Gemeinden eine einzigartige Form der politischen Mobilisierung erlebt, doch der spezifische Einfluss religiöser Vereinigungen auf das Wahlverhalten ist noch wenig erforscht.
Mit Hilfe eines multidisziplinären Ansatzes will diese Studie drei Hauptziele beleuchten: Erstens soll die Bedeutung der Religion für die politische Mobilisierung in der Diaspora beleuchtet werden, wobei der Schwerpunkt auf alevitischen und sunnitischen religiösen Diasporaorganisationen in Deutschland liegt. Zweitens werden die Mechanismen analysiert, durch die diese religiösen Vereinigungen die Wahlbeteiligung während türkischer Wahlzyklen in Deutschland und während deutscher Wahlzyklen in Deutschland erleichtern und fördern. Schließlich wird eine geschlechtsspezifische Perspektive eingenommen, um die Rolle der Frauen in diesen Organisationen und ihren Einfluss auf EV zu untersuchen.
Trotz der zunehmenden Literatur zur Wahlbeteiligung von Emigranten ist die Rolle der Religion bei der Beeinflussung des Wahlverhaltens noch weitgehend unerforscht. Durch die Fokussierung auf türkischstämmige religiöse Diaspora-Organisationen in Deutschland zielt diese Studie darauf ab, diese Lücke zu schließen und ein nuanciertes Verständnis der komplexen Dynamiken zu vermitteln.
Durch eine Kombination von qualitativen Methoden, einschließlich ethnographischer Forschung und Tiefeninterviews, zielt diese Studie darauf ab, die Motivationen, Herausforderungen und Strategien hinter der Stimmabgabe und Mobilisierung innerhalb von Diaspora-Gemeinschaften aufzudecken. Durch die Untersuchung der Überschneidung von Religion, Staatsbürgerschaft und politischem Engagement soll ein Beitrag zu einer breiteren Diskussion über Diaspora-Politik und transnationale politische Beteiligung geleistet werden.
Die Bedeutung dieser Untersuchung geht über die akademische Forschung hinaus, da sie Auswirkungen auf das Verständnis der sich entwickelnden politischen Partizipation von Diasporagemeinschaften und deren Einfluss auf das „Heimatland“ hat. Diese Studie untersucht die Rolle religiöser Vereinigungen als wichtige Akteure bei der extraterritorialen Stimmabgabe sowie ihre potenziellen Auswirkungen auf die Wahlen in den Heimatländern. Ziel ist es, Erkenntnisse zu gewinnen, die der politischen Entscheidungsfindung dienen und unser Verständnis des Engagements der Diaspora in demokratischen Prozessen in einem transnationalen Kontext vertiefen können.
Albert Ahenkan und Samuel Anuga führen ein Tandem-Forschungsprojekt durch. Ihr gemeinsames Projekt befasst sich mit den Auswirkungen des EU Green Deal auf die Beziehungen zwischen Afrika und Europa im Kontext neuer geopolitischer Spannungen und strategisch eingesetzter Interdependenz. Als Reaktion auf die verschärften geopolitischen Spannungen und die strategisch eingesetzte Interdependenz hat die Bedeutung von erneuerbaren Energien und grünen Innovationen erheblich zugenommen. Der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene EU Green Deal dient als ehrgeizige Agenda, um die EU bis 2050 in einen klimaneutralen Kontinent zu verwandeln. Er zielt darauf ab, das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln und die Unsicherheiten in der globalen Energieentwicklung anzugehen, die durch Ereignisse wie die russische Invasion in der Ukraine noch verstärkt wurden. Das Forschungsprojekt würdigt die historische Zusammenarbeit zwischen der EU und Afrika und unterstreicht die Notwendigkeit, die bestehende Lücke in der empirischen Evidenz bezüglich ihrer Zusammenarbeit beim Green Deal zu schließen.
Der Klimawandel und die Umweltzerstörung stellen für beide Kontinente eine große Bedrohung dar, sodass internationale Zusammenarbeit, klimapolitische Fortschritte und regionale Maßnahmen unabdingbar sind. Die Nachfrage nach umweltfreundlicherer Energie in der EU, die durch den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und Kohle gekennzeichnet ist, hat eine solide Grundlage für Investitionen in erneuerbare Energien geschaffen. Umgekehrt sind die afrikanischen Länder, obwohl sie nur geringfügig zur globalen Erwärmung beitragen, mit schwerwiegenden Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert, was die Agenda 2063 der Afrikanischen Union dazu veranlasst, grünen Technologien und Anpassungsmaßnahmen Vorrang einzuräumen.
Im Rahmen des gemeinsamen Projekts wird sich Samuel mit den folgenden Schlüsselfragen befassen: 1. Welche Auswirkungen hat das Entstehen neuer geopolitischer Spannungen auf den Übergang zu grüner Energie in den Beziehungen zwischen Europa und Afrika? 2. Wie kann Afrika vermeiden, ein reiner Ressourcenlieferant oder ein Batteriekontinent zu sein und sich auf die Mitgestaltung und das Miteigentum an grünen Energietechnologien konzentrieren?
Mein Projekt konzentriert sich auf die Rolle von Fehlinformationen und Desinformationen sowie auf unterschiedliche Auffassungen von Wahrheit in einem internationalen Kontext. Meine jüngsten Forschungen konzentrieren sich auf die sich verändernden Vorstellungen von „Ehrlichkeit“, insbesondere auf die populistische Umbenennung von Authentizität in Ehrlichkeit, wobei „seine Meinung sagen“ zu einem Indikator für „Ehrlichkeit“ geworden ist, selbst wenn Äußerungen faktisch falsch sind. Infolgedessen kann ein serienmäßiger Fehlinformant wie Donald Trump, der nach Angaben von Faktenprüfern während seiner Präsidentschaft mehr als 30.000 falsche oder irreführende Aussagen gemacht hat, von seinen Anhängern als ehrlich angesehen werden (laut Umfragedaten hielten 75 % der Republikaner ihn für ehrlich). Die Akzeptanz von Authentizität als Ersatz für Wahrhaftigkeit ist unvereinbar mit dem demokratischen politischen Diskurs, in dem Argumente durch Appelle an Beweise und nicht an Gefühle gestützt werden. Ich behaupte, dass sich ein Großteil der jüngsten Unruhen in den westlichen Demokratien, insbesondere in den USA und Großbritannien, erklären lässt, wenn man den Konflikt zwischen einem populistischen Verständnis von Wahrheit als „seine Meinung sagen“ und einem demokratischen Verständnis, das sich auf Beweise und nicht auf momentane Gefühle stützt, betrachtet. Während meines Stipendiums werde ich diese Analyse auf einen internationalen Kontext ausweiten und das Nordirland-Protokoll sowie die Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU als Fallstudie verwenden. Ich werde den politischen Diskurs im Vereinigten Königreich und in der EU untersuchen, um festzustellen, ob sprachliche Marker für die beiden Konzepte der Ehrlichkeit identifizierbar sind und ob sie sich zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU unterscheiden. Ich gehe davon aus, dass der britische Diskurs über das Nordirland-Protokoll deutlich populistischer sein wird als sein Pendant in der EU.
Zum ProfilSamuel Anuga und Albert Ahenkan führen ein Tandem-Forschungsprojekt durch. Ihr gemeinsames Projekt befasst sich mit den Auswirkungen des EU Green Deal auf die Beziehungen zwischen Afrika und Europa im Kontext neuer geopolitischer Spannungen und strategisch eingesetzter Interdependenz. Als Reaktion auf die verschärften geopolitischen Spannungen und die strategisch eingesetzte Interdependenz hat die Bedeutung von erneuerbaren Energien und grünen Innovationen erheblich zugenommen. Der von der Europäischen Kommission vorgeschlagene EU Green Deal dient als ehrgeizige Agenda, um die EU bis 2050 in einen klimaneutralen Kontinent zu verwandeln. Er zielt darauf ab, das Wirtschaftswachstum vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln und die Unsicherheiten in der globalen Energieentwicklung anzugehen, die durch Ereignisse wie die russische Invasion in der Ukraine noch verstärkt wurden. Das Forschungsprojekt würdigt die historische Zusammenarbeit zwischen der EU und Afrika und unterstreicht die Notwendigkeit, die bestehende Lücke in der empirischen Evidenz bezüglich ihrer Zusammenarbeit beim Green Deal zu schließen.
Der Klimawandel und die Umweltzerstörung stellen für beide Kontinente eine große Bedrohung dar, sodass internationale Zusammenarbeit, klimapolitische Fortschritte und regionale Maßnahmen unabdingbar sind. Die Nachfrage nach umweltfreundlicherer Energie in der EU, die durch den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen und Kohle gekennzeichnet ist, hat eine solide Grundlage für Investitionen in erneuerbare Energien geschaffen. Umgekehrt sind die afrikanischen Länder, obwohl sie nur geringfügig zur globalen Erwärmung beitragen, mit schwerwiegenden Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert, was die Agenda 2063 der Afrikanischen Union dazu veranlasst, grünen Technologien und Anpassungsmaßnahmen Vorrang einzuräumen.
Im Rahmen des gemeinsamen Projekts wird sich Samuel mit den folgenden Schlüsselfragen befassen: 1. Welche Auswirkungen hat das Entstehen neuer geopolitischer Spannungen auf den Übergang zu grüner Energie in den Beziehungen zwischen Europa und Afrika? 2. Wie kann Afrika vermeiden, ein reiner Ressourcenlieferant oder ein Batteriekontinent zu sein und sich auf die Mitgestaltung und das Miteigentum an grünen Energietechnologien konzentrieren?
Die Welt befindet sich in einer Krise. Die russische Invasion der Ukraine Anfang 2022 stellt eine erhebliche militärische Herausforderung von einem erstarkten Russland für die etablierte internationale Ordnung des 21. Jahrhunderts dar. Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas, der im Oktober 2023 begann, hat den globale Frieden und Stabilität weiter gefährdet. Trotz dieser Krisen betrachten US-amerikanische Entscheidungsträger China weiterhin als „die geopolitisch bedeutendste Herausforderung Amerikas“ im 21. Jahrhundert. Der strategische Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten und China hat seit der COVID-19-Pandemie zugenommen. Die fortgesetzte Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und China könnte die beiden Nationen letztendlich in die „Thukydides-Falle“ führen, einen potenziellen militärischen Konflikt zwischen der Hegemonialmacht und einer aufstrebenden Macht im internationalen System.
Unter Anerkennung der inhärenten Gefahren von Kriegen oder militärischen Konflikten zwischen diesen beiden Mächten argumentiert dieses Projekt, dass Wettbewerb – sofern er effektiv gemanagt wird – nicht immer zu negativen Ergebnissen führen muss. Diese Prämisse gilt für den strategischen Wettbewerb zwischen den USA und China. Durch die systematische Untersuchung des institutionellen Wettbewerbs zwischen den USA und China in den Bereichen Sicherheit, Wirtschaft und Politik, insbesondere in der Zeit nach der globalen Finanzkrise von 2008, betont dieses Projekt die positiven Aspekte des Wettbewerbs zwischen den USA und China, eingebettet in das Konzept des institutionellen Balancings.
Diese konstruktiven Dimensionen zeigen sich als drei nicht-intendierte positive Konsequenzen aus dem Wettbewerb zwischen den USA und China: die Revitalisierung regionaler Institutionen zur Bewältigung aufkommender Herausforderungen, unerwartete Zusammenarbeit zwischen den Großmächten (den USA und China) und regionalen Akteuren, sowie die Bereitstellung öffentlicher Güter durch sowohl die USA als auch China. Diese unbeabsichtigten Vorteile aus dem Wettbewerb zwischen den USA und China haben das Potenzial die regionale Stabilität zu stärken und einen friedlicheren Übergang der internationalen Ordnung im asiatisch-pazifischen Raum und darüber hinaus zu fördern. Im Wesentlichen erleben wir eine neuartige Form des Übergangs der internationalen Ordnung, bei der der institutionelle Wettbewerb zwischen Staaten zum Frieden während der Übergangsphase der internationalen Ordnung beiträgt.
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine veränderte die geopolitische Lage in Europa und führte zu einer großen Wende in der Energiepolitik der EU. Die EU schien von Russlands Energieerpressung und seiner instrumentellen Nutzung der Gasinfrastruktur seit dem Ausbruch des Krieges überrascht zu sein. Und das, obwohl die Entwicklung von Nord Stream 2 nach der Annexion ukrainischer Gebiete durch Russland im Jahr 2014 darauf abzielte, die Ukraine als Transitland zu umgehen und sie anfälliger für russische Einflüsse zu machen. Die Entwicklung der Projekte Nord Stream 1 und 2 spaltete die EU und die Ostseeregion (BSR) und machte unterschiedliche Prioritäten der nationalen Energiepolitiken deutlich. Wenn sich das typische Energietrilemma um Versorgungssicherheit, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit dreht, dann betonten die postsowjetischen Länder wie Polen und die baltischen Staaten die Versorgungssicherheit und forderten mehr Solidarität innerhalb des Blocks, während sie den Bau der beiden Nord Stream-Pipelines entschieden ablehnten. Im Gegensatz dazu wurde die Energiepolitik Deutschlands und in gewissem Maße auch der nordischen Länder eher von wirtschaftlichen und Nachhaltigkeitsaspekten bestimmt, während sie die Nord Stream-Projekte entweder unterstützten oder ihnen gegenüber neutral blieben. Nach dem Krieg in der Ukraine nähern sich die regionalen Ansichten zur Energiesicherheit und insbesondere zur Versorgungssicherheit an. Was sind jedoch die energiepolitischen Auswirkungen dieses Prozesses? Welche Lehren können aus dem Nord Stream 2-Fiasko gezogen werden?
Diese Studie untersucht den öffentlichen Diskurs über die Nord Stream-Projekte in drei Ländern an der Ostseeküste: Deutschland, Lettland und Finnland. Die Ex-post-Analyse der sich wandelnden Herangehensweisen an das Projekt zeigt die Komplexität der konkurrierenden Interessen und Agenden, die nun um eine Neuausrichtung ringen werden – mit allen politischen Auswirkungen auf die nationale und regionale Energiewende-Agenda.
Studien über den afrikanischen Kontinentalismus, die üblicherweise von der heuristischen und analytischen Logik der Hierarchie dominiert werden, bezeichnen die (Nicht-)Wirkungen der Prozesse und Institutionen der afrikanischen Einheit häufig als uninspirierend, mittelmäßig oder schlichtweg gescheitert und daher nicht fortschrittlich. In diesem Zusammenhang werden afrikanische politische Akteure/Ingenieure, denen es im Allgemeinen an Selbstvertrauen, selbst definierter Rationalität, ideeller Verankerung und Einfallsreichtum mangelt, in erster Linie als periphere, handlungsunfähige, dominante Subjekte in der weltweiten Hackordnung bezeichnet. Die Dominanz der genannten Stereotypen in den epistemischen Gemeinschaften hat die Erkenntnis erschwert, dass die afrikanischen Einigungsprozesse als historisch bedingte Bemühungen um die Wiederherstellung und Verbesserung des afrikanischen Menschseins in sich selbst wertvolle und würdige natürliche Experimente sind und als solche das Potenzial haben, den akademischen Diskurs zu bereichern, die Wissensgrenzen zu erweitern und die Gestaltung innovativer Politiken zu beeinflussen. Vor diesem Hintergrund versucht dieses Projekt mit Hilfe der Heterarchie, einer im Wesentlichen nicht-hierarchischen Denkweise, die nicht-geordnete und eine Vielzahl von geordneten, koordinierten Beziehungen oder Transaktionen bevorzugt, die oft übersehenen komplexen Nuancen des afrikanischen Kontinentalismus zu erforschen. Das Projekt, das sich gedanklich an einer feierlichen und wohlwollenden Betrachtung grober Transaktionen orientiert, versucht, die (i) ideellen Strukturen, (ii) institutionellen Konfigurationen und sequenziellen Muster und (iii) (informellen) Governance-Regime des afrikanischen Kontinentalismus zu untersuchen.
Zum ProfilGlobale Migration ist ein Phänomen, das durch ein komplexes Zusammenspiel von wirtschaftlichen, geografischen, politischen, sozialen und ökologischen Faktoren angetrieben wird. Im Jahr 2020 waren schätzungsweise 281 Millionen Menschen an der internationalen Migration beteiligt, was 3,6 % der Weltbevölkerung entspricht. Das Aufkommen der Digitalisierung und die allgegenwärtige Nutzung sozialer Medien haben die Migrationsmuster erheblich verändert und sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich gebracht. Migration bietet zwar wirtschaftliche Vorteile, birgt aber auch Risiken, da unethische Rekrutierungsnetzwerke oft schutzbedürftige Personen ausbeuten.
Die Abwanderung von hochqualifizierten Fachkräften, insbesondere von Krankenschwestern, aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs) in Länder mit hohem Einkommen führt zu einer ungerechten Mobilität, die die LMIC schlechter stellt. Insbesondere das International Centre on Nurse Migration (ICNM) prognostiziert bis 2030 einen erheblichen Mangel an Gesundheitsfachkräften, wobei jede achte Krankenschwester ein Migrant sein wird. Die COVID-19-Pandemie hat diesen Trend noch verschärft und noch mehr Pflegekräfte dazu veranlasst, nach Möglichkeiten im Ausland zu suchen, was oft durch den Austausch von Informationen über soziale Medien erleichtert wird. Das Ausmaß und die Auswirkungen der Digitalisierung auf dieses Phänomen sind jedoch noch unzureichend verstanden. Um diese Lücke zu schließen, schlägt dieses Forschungsprojekt eine Scoping-Überprüfung vor, die den Einfluss von sozialen Medien und digitalen Plattformen auf die Migration von Pflegekräften gründlich untersuchen wird. Dieses Forschungsprojekt soll dazu beitragen, zu verstehen, wie die Digitalisierung die Migration von Pflegekräften beeinflusst, mit dem Ziel, die Entwicklung ethischer Migrationspolitiken zu fördern und die internationale Zusammenarbeit zu fördern. Diese Bemühungen sind von entscheidender Bedeutung, um das anhaltende Problem des Pflegekräftemangels anzugehen und das Wohlergehen der Gesundheitssysteme weltweit zu gewährleisten.
Das Forschungsprojekt von Szilárd Teczár konzentriert sich auf die Themen Transparenz und Informationszugang innerhalb der Europäischen Institutionen. Der laufende Dialog zwischen den EU-Institutionen und der ungarischen Regierung zur Rechtsstaatlichkeit wird als Fallstudie herangezogen.
Da die Hauptakteure in den Rechtsstaatlichkeitsverfahren bezüglich Ungarn die Europäische Kommission und der Rat der Europäischen Union sind, wird das Projekt in erster Linie untersuchen, wie diese Institutionen die Anforderungen transparenter Entscheidungsfindung erfüllen und Anfragen zur Informationsfreiheit behandeln. Das Projekt zielt darauf ab, Praktiken bei der Offenlegung von Dokumenten und Antworten auf Anfragen zur Informationsfreiheit zu analysieren, um Erkenntnisse für Journalisten und die breite Öffentlichkeit zu generieren und die Funktionsweise des europäischen Rechtsrahmens zur Informationsfreiheit in der Praxis zu testen.
Die verschiedenen Verfahren gegen Ungarn, die auf behaupteten Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit beruhen, können tiefgreifende Auswirkungen auf die Integrität der Europäischen Union haben. Da sie mit der Auszahlung von EU-Fonds an Ungarn verbunden sind, haben diese Verfahren auch wirtschaftliche Bedeutung. Aber entspricht die Bewertung des Zustands der Rechtsstaatlichkeit in Ungarn selbst den Anforderungen der Transparenz? Ist es möglich, den Austausch zwischen der ungarischen Regierung und den EU-Institutionen zu verfolgen und Informationen über die Überlegungen zu erhalten, die wichtigen politischen und rechtlichen Entscheidungen zugrunde liegen? Die Forschung von Szilárd Teczár stellt genau diese Fragen, und er strebt an, dass dieses Projekt zu einem praktischen Leitfaden für Journalisten und Personen wird, die Zugang zu Informationen der EU-Institutionen suchen.
Eine große Herausforderung für die internationale Politik ist die Frage, wie man gerechte Entwicklungshilfebeziehungen herbeiführen kann. Um diese Frage anzugehen, muss eingehend untersucht werden, wie die Menschen in postkolonialen Gesellschaften mit dem kolonialen Erbe und den internen/externen Dynamiken des transnationalen Humanitarismus und der zwischenstaatlichen Versicherheitlichung umgehen, inmitten sich überschneidender Identitäten und multipler Krisen (Armut, zivile Konflikte, COVID-19). Umgekehrt muss auch untersucht werden, ob und wie Beamte und Hilfsorganisationen in ehemaligen Kolonialländern Verbindungen zwischen dem kolonialen Erbe und den heutigen Hilfsbeziehungen sehen und wie sie ihre Handlungsfähigkeit in diesen Beziehungen wahrnehmen. Unser Projekt befasst sich mit diesen Fragen und konzentriert sich dabei auf die Beziehungen zwischen Deutschland und einer seiner ehemaligen Kolonien, Kamerun. Unsere zentralen Forschungsfragen lauten:
Inwieweit helfen oder behindern transnationale humanitäre Praktiken das Überleben von Kamerunern und Kamerun als Land?
Was bedeutet es für die Kameruner, „gemeinsam zu überleben“?
Mit „gemeinsam“ meinen wir nicht die Vorstellung eines homogenen oder geeinten Staates oder Volkes mit einem gemeinsamen Ziel, sondern vielmehr die minimale Tatsache des Überlebens als Bürger desselben Landes. Die Beantwortung dieser Frage erfordert eine Untersuchung des historischen Erbes der Kolonisierung sowie der aktuellen humanitären Beziehungen. Es muss untersucht werden, wie diese Hinterlassenschaften das Alltagsleben (Bürokratie, tief verwurzelte ethnische und religiöse Spaltungen, Vertreibung und Gewalt durch die anglophone Krise, Boko Haram und den Klimawandel) in Verbindung mit dem Transnationalen beeinflussen: Mit anderen Worten, es erfordert eine Untersuchung der alltäglichen Prozesse, Debatten, Kämpfe und Ängste, die das Leben von Kamerunern verschiedener Geschlechter, Altersgruppen, Religionen, Sprachen, Regionen und Ethnien angesichts der transnationalen Dynamik von Hilfe und Versicherheitlichung prägen. Unser Projekt baut auf gemeinsamen Forschungen zu verschiedenen religiösen Frauengruppen im Land auf, indem wir uns mit Perspektiven deutscher Hilfsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen auseinandersetzen und afrikanisch-feministische Ansätze verwenden, um a) Lücken in der Theorie über Kamerun als „stationären Staat“ und 2) Versprechen transnationaler Organisationen zur „Entkolonialisierung der humanitären Hilfe“ zu thematisieren.
Eine Analyse der wechselseitigen Verstrickung von säkularen und religiösen politischen Diskursen der 1950er Jahre in der Türkei vor dem Hintergrund der formativen Phase des Kalten Krieges ist ein Desiderat in der deutschen Türkeiforschung, insbesondere mit Blick auf die innertürkischen Diskussionen in Wochenblättern wie AKIS, Yeni Ufuklar, Forum und Sebilürreşad. Von Beginn an setzte die Truman-Doktrin in der Auseinandersetzung mit der atheistischen UdSSR auf eine Instrumentalisierung von „Religion“ und regte so eine neue politische Konstellation in der Türkei an. Als Bündnispartner des kapitalistischen Westens geriet dort die kemalistische Einhegung des Islam unter Druck, was im Ergebnis die Entstehung eines symbiotischen Zusammenwachsens von türkischem Islam und Kemalismus ermöglichte.
Das Forschungsvorhaben untersucht einschlägige kemalistisch-säkulare (AKIS, Yeni Ufuklar, Forum) und islamisch-konservative (Sebilürreşad) Wochenblätter (wie in der Grafik dargestellt), um auf diesem Wege den Wandel sowohl in den (persönlichen) Beziehungen als auch in den Argumentationen ihrer Autoren im Kontext der globalen Systemkonkurrenz der 1950er Jahre aufzuzeigen und somit zu einer produktiven neuen Schwerpunktsetzung in der Türkeiforschung beizutragen.
Im Zentrum der Analyse stehen die Allianzen religiös konservativer und säkularer Wochenblätter, die in den 1950er Jahren während des Kalten Krieges gemeinsame Codierungen politischer Zusammengehörigkeit konstruierten und somit das türkische Verständnis von Kollektiv- und Identitätsbewusstsein vor dem Hintergrund des Spannungsfelds der globalen Systemkonkurrenz neu aushandeln mussten. Erst ein solcher Forschungsfokus ermöglicht es, so eine grundlegende These des Projekts, der Dichotomie Kemalismus vs. Islamisten zu entgehen und stattdessen die Geschichte der Koalitionsbildungen und politischen Verstrickungen zu verstehen.
Eine große Herausforderung für die internationale Politik ist die Frage, wie man gerechte Entwicklungshilfebeziehungen herbeiführen kann. Um diese Frage anzugehen, muss eingehend untersucht werden, wie die Menschen in postkolonialen Gesellschaften mit dem kolonialen Erbe und den internen/externen Dynamiken des transnationalen Humanitarismus und der zwischenstaatlichen Versicherheitlichung umgehen, inmitten sich überschneidender Identitäten und multipler Krisen (Armut, zivile Konflikte, COVID-19). Umgekehrt muss auch untersucht werden, ob und wie Beamte und Hilfsorganisationen in ehemaligen Kolonialländern Verbindungen zwischen dem kolonialen Erbe und den heutigen Hilfsbeziehungen sehen und wie sie ihre Handlungsfähigkeit in diesen Beziehungen wahrnehmen. Unser Projekt befasst sich mit diesen Fragen und konzentriert sich dabei auf die Beziehungen zwischen Deutschland und einer seiner ehemaligen Kolonien, Kamerun. Unsere zentralen Forschungsfragen lauten:
Inwieweit helfen oder behindern transnationale humanitäre Praktiken das Überleben von Kamerunern und Kamerun als Land?
Was bedeutet es für die Kameruner, „gemeinsam zu überleben“?
Mit „gemeinsam“ meinen wir nicht die Vorstellung eines homogenen oder geeinten Staates oder Volkes mit einem gemeinsamen Ziel, sondern vielmehr die minimale Tatsache des Überlebens als Bürger desselben Landes. Die Beantwortung dieser Frage erfordert eine Untersuchung des historischen Erbes der Kolonisierung sowie der aktuellen humanitären Beziehungen. Es muss untersucht werden, wie diese Hinterlassenschaften das Alltagsleben (Bürokratie, tief verwurzelte ethnische und religiöse Spaltungen, Vertreibung und Gewalt durch die anglophone Krise, Boko Haram und den Klimawandel) in Verbindung mit dem Transnationalen beeinflussen: Mit anderen Worten, es erfordert eine Untersuchung der alltäglichen Prozesse, Debatten, Kämpfe und Ängste, die das Leben von Kamerunern verschiedener Geschlechter, Altersgruppen, Religionen, Sprachen, Regionen und Ethnien angesichts der transnationalen Dynamik von Hilfe und Versicherheitlichung prägen. Unser Projekt baut auf gemeinsamen Forschungen zu verschiedenen religiösen Frauengruppen im Land auf, indem wir uns mit Perspektiven deutscher Hilfsorganisationen und Nichtregierungsorganisationen auseinandersetzen und afrikanisch-feministische Ansätze verwenden, um a) Lücken in der Theorie über Kamerun als „stationären Staat“ und 2) Versprechen transnationaler Organisationen zur „Entkolonialisierung der humanitären Hilfe“ zu thematisieren.
Die internationale Sicherheitsarchitektur lässt sich in zwei Abschnitte unterteilen: vor der Krim-Krise von 2014 und danach. Der derzeitige Konflikt in der Ukraine entspringt direkt den Ereignissen, die mit der Annexion der Krim durch den Kreml eingeleitet wurden. Um die Sicherheitsarchitektur Europas und der Welt wiederherzustellen, neu zu gestalten oder zu erneuern, steht die Lösung der Krim-Frage im Mittelpunkt. Diese Lösung sollte im Einklang mit dem Völkerrecht stehen, den Erwartungen der Hauptakteure in der Region gerecht werden und den berechtigten Ansprüchen der lokalen Bevölkerung auf der Halbinsel entsprechen.
Zwei grundlegende Voraussetzungen sind entscheidend für eine erfolgreiche Krim-Strategie: Erstens müsste es einen möglichen Regimewechsel in Russland geben, der den Kreml zu Kompromissen befähigt. Zweitens müssten andere regionale Akteure, allen voran die Ukraine und die Türkei, die momentane Schwäche Russlands nicht ausnutzen, um ihre eigenen nationalen Positionen auf der Krim zu stärken. Stattdessen sollten sie daran arbeiten, eine langfristige Basis für Kooperation und Frieden zu etablieren. Diese beiden Bedingungen sind in der Zukunft durchaus realistisch, weshalb eine gründliche Vorbereitung erforderlich ist.
Im Rahmen des AIA-Stipendiums untersuche ich vergleichbare territoriale Konflikte in Europa, die dem Krim-Konflikt ähnlich sind. Aus diesen Fällen werde ich einen Werkzeugkasten möglicher Lösungsansätze erarbeiten, die sich in der europäischen Geschichte als erfolgreich oder weniger erfolgreich erwiesen haben. Dieser Werkzeugkasten bildet die Grundlage für tiefgehende Diskussionen über die Zukunft der Krim. Zudem werde ich basierend auf diesen Fallstudien den effektivsten Ansatz für ein Verwaltungssystem auf der Krim vorschlagen, welcher eine nachhaltige und friedliche Entwicklung der Region in den kommenden Jahrzehnten ermöglichen könnte.