Identität und Geschichte in einem aktuellen Konflikt
Russland führt einen Angriffskrieg gegen die Ukraine mit dem Ziel, sie als eigenständigen Staat zum Verschwinden zu bringen und die Sicherheitsordnung in Europa grundlegend zu verändern. Zugleich wird deutlich, wie sehr die Rückkehr des Denkens in Einflusssphären auf historischen Argumenten aufbaut, die Wladimir Putin selbst in einem mehr als 20 Seiten langen Essay im Jahr 2021 verwendet hat. Darin beschwor er die Zugehörigkeit der Ukraine zum russischen und orthodoxen Kulturkreis. Auch seine Begründung für die Invasion im Nachbarland stützte sich auf angebliche historische Zusammenhänge.
Die Interpretation der Geschichte der Ukraine wird so zum Ausgangspunkt der Verhandlungen über ihre Gegenwart. Auch für die Haltung der deutschen Öffentlichkeit wie der politisch Verantwortlichen ist es nicht unerheblich, nach der Stichhaltigkeit und dem Stellenwert solcher Argumente zu fragen. Wie ist es um diese historischen Argumente bestellt? Worauf zielen sie ab und wie werden sie in Russland selbst rezipiert? Welche Bedeutung hat präsidiale Geschichtsschreibung im Arsenal der kulturellen Machttechnologien im gegenwärtigen Russland? Und was wissen wir über die Bevölkerung der Ukraine selbst, über ihre politische Orientierung und das Verständnis ihrer Identitäten? Diese Fragen werden von zwei renommierten Experten erörtert.
Programm:
Begrüßung:
Mayssoun Zein Al Din
Vortrag (entfällt leider!):
Andrii Portnov: Die Ukraine als Subjekt der Geschichte.
Die Verflechtung von Russland und der Ukraine im Lichte gegenwärtiger Thesen und Ereignisse
Vortrag:
Ulrich Schmid: Die Ukraine der Regionen.
Lokale, nationale und transkulturelle Identität in Zeiten des Krieges
Moderiertes Gespräch:
Ulrich Schmid spricht über die Wahrnehmung der gegenwärtigen Situation in Russland und der Ukraine, über eine Einordnung der historischen Thesen Wladimir Putins und über mögliche deutsche Missverständnisse. Das Gespräch wird für Fragen des Publikums geöffnet.
Aufzeichnung des Live-Streams:
Informationen zu den Personen:
Dr. Mayssoun Zein Al Din ist Geschäftsführerin der Academy of International Affairs NRW.
Prof. Dr. Andrii Portnov ist Inhaber des Lehrstuhls „Entangled History of Ukraine“ der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder und Koordinator des Projekts „Prisma Ukraina“ am Forum Transregionale Studien in Berlin.
Prof. Dr. Ulrich Schmid ist Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte Russlands an der Universität St. Gallen und koordiniert das auf Befragungen basierende Forschungsprojekt „Ukrainian Regionalism“. Im Suhrkamp Verlag erschien 2015 unter dem Titel „Technologien der Seele“ seine Analyse der Inszenierung politischer Macht im Russland der Gegenwart.
HINWEIS: Die Veranstaltung wird in Bild und Ton, als Video, Audio und fotografisch aufgezeichnet. Ein Live-Stream und ein Mitschnitt der Veranstaltung werden im Internet öffentlich zugänglich gemacht. Mit dem Betreten der Räumlichkeiten erklären sich alle Teilnehmenden damit einverstanden, dass die Aufnahmen im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit, zur Berichterstattung und Dokumentation der Veranstaltung verwendet werden.
Foto: iStock, Viacheslav Tykhanskyi