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Workshop

Dekonstruktion von Maskulinität, wenn das Lokale auf das Globale trifft

Wenn das Thema Gender aus der Perspektive der internationalen Beziehungen betrachtet wird, wird häufig auf die SDGs und globale Partnerschaften zu Gender und Entwicklung verwiesen. Wenn Maskulinität in die Analysen einfließt, konzentrieren wir uns oft auf Themen wie Frieden und Konflikt (z. B. Kriege, Terrorismus, Friedensinitiativen) oder internationale politische Führung, ohne diese ausreichend zu historisieren und zu kontextualisieren. Die Geschichte des Kolonialismus in Afrika hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Konstruktion von Männlichkeiten in Afrika, da die Kolonialmächte den afrikanischen Gesellschaften ihre eigenen Männlichkeitsideale aufzwangen. Viele dieser Ideale – zum Beispiel die Vorstellung vom männlichen „Ernährer“ – haben sich bis heute gehalten und beeinflussen die Art und Weise, wie afrikanische Männer innerhalb ihrer Gemeinschaften und in der Welt außerhalb ihrer Grenzen interagieren.

Der Prozess der Globalisierung hat auch für afrikanische Männer neue Herausforderungen und Chancen mit sich gebracht. Einerseits hat die globale Wirtschaft verschiedene „Möglichkeiten“ geschaffen, ihre wirtschaftliche Macht und ihren Einfluss geltend zu machen, einschließlich der Dominanz über schwächere Bevölkerungsgruppen. Andererseits hat die Globalisierung auch neue Formen des kulturellen Einflusses mit sich gebracht, einschließlich medialer Darstellungen von Männlichkeit aus anderen Teilen der Welt, die manchmal mit den lokalen Bedingungen in Konflikt geraten. Wie so oft werden auch die afrikanischen Streitkräfte von Männern dominiert, und die Art und Weise, wie diese Männer sozialisiert werden, um ihre Rolle als Beschützer und Verteidiger im Gegensatz zu einigen traditionellen Normen des allumfassenden Schutzes wahrzunehmen, kann tiefgreifende Auswirkungen auf die Art und Weise haben, wie Konflikte gelöst werden, sowie auf die Geschlechterbeziehungen innerhalb von Gemeinschaften und Familien.

Die Konstruktion „afrikanischer Männlichkeiten“ hat auch Auswirkungen auf die Entwicklungspolitik und -programme. Geschlechterrollen und -erwartungen können die Art und Weise prägen, wie sich Männer in Entwicklungsprogrammen engagieren, und sie können Einfluss darauf haben, wie lokale, bi- und multilaterale Entwicklungsmaßnahmen konzipiert und umgesetzt werden. Männlichkeit und internationale Führung sind ebenfalls eng miteinander verwoben, da die gesellschaftlichen Erwartungen in Bezug auf Geschlechterrollen und Verhaltensweisen oft die Art und Weise beeinflussen, wie Führungskräfte wahrgenommen werden und welche Art von Führungsstil geschätzt wird.

Wie sich all diese Faktoren im afrikanischen Kontext auswirken, ist bei der Analyse der Politik des Kontinents und seiner Beziehungen zum Rest der Welt zu berücksichtigen. Welche Auswirkungen könnten zum Beispiel die neue deutsche „Feministische Entwicklungspolitik für nachhaltige Entwicklung“ und die „Be a real man“- Initiative auf männliche politische Führung und Entscheidungsfindung haben? Wie haben sich die Führungsmodelle der Megakirchen nach amerikanischem Vorbild und das Wohlstandsevangelium auf die häuslichen, partnerschaftlichen und ehelichen Erwartungen und Beziehungen ausgewirkt? Diese und eine breite Palette politischer und sozialer Fragen auf lokaler und internationaler Ebene werden in diesem Workshop mit einer Gruppe junger Kreativer und Aktivisten aus Ghana, Südafrika, Deutschland und den USA erörtert. Unser Ausgangspunkt sind gefilmte Gespräche mit Männern in Accra, Nairobi, Pretoria, London, Dortmund, Düsseldorf, Philadelphia, Kampala und Kapstadt. Ein wichtiges Zielpublikum sind nicht nur afrikanische Jugendliche, sondern auch Personen aus dem Bereich Gender und Entwicklung, um Gespräche über das Thema zu eröffnen und das Interesse an einer gründlichen Erforschung „afrikanischer Männlichkeiten“ zu wecken, wie sie global und kulturübergreifend existieren

Es bleibt zu hoffen, dass die geplante kreative Produktion politische Entscheidungsträger dazu anregen kann, über die Art und Weise nachzudenken, wie Jungen sozial und kulturell konstruiert sind, um differenziertere und kulturell angemessenere Ansätze für die lokale und globale Politik zu entwickeln. Indem wir diese Geschichten als kreative Produktion in verschiedene Bereiche bringen – in Klassenzimmer, Entwicklungsorganisationen, Parlamente, zivilgesellschaftliche Organisationen, Online-Plattformen, Kirchen und Gemeinden – können wir Gespräche eröffnen, die das Verständnis fördern und sowohl Männer als auch Frauen dazu einladen, die sogenannten Bedrohungen der Männlichkeit in bestimmten Zusammenhängen zu hinterfragen.

Leitung:

Prof. Dr. Akosua Adomako Ampofo, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der AIA NRW, Professorin für Afrika- und Genderstudien am Institut für Afrikastudien, Universität von Ghana, (UG)

Kontakt:

Lisa Hartmann
Referentin für Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit

Ort:
Academy of International Affairs NRW, Rheinallee 24, 53173 Bonn, Germany

Teilnahme:

Nicht-öffentlich

Veranstaltungssprache:
Englisch