Staatsaufbau, Reformen und Konflikte
Die fast zwanzigjährige westliche Intervention in Afghanistan endete am 15. August 2021 mit der Rückkehr der Taliban an die Macht. Das katastrophale Scheitern des westlichen Engagements war eine Folge des permanenten und oft gewaltsamen Konflikts zwischen Tradition und Moderne, der die afghanische Gesellschaft seit fast anderthalb Jahrhunderten prägt.
Botschafter Dr. Seidt verbrachte zwei Wochen als Gast der Direktorin in der Akademie und brachte sich mit einem spannenden Vortrag über Afghanistans Weg in die Moderne in das Akademieleben ein. Die Akademie konnte hier an die Forschungen früherer Fellows zum Themenfeld „Lessons learned“ anknüpfen, zu dem vor einem Jahr bereits parlamentarische Begegnungen in Bundestag und Landtag organisiert wurden. Botschafter Dr. Seidt ergänzte dies vor allem um die historische Dimension des Themas. Ausgehend von dem methodischen Grundgedanken, dass die politischen Konflikte der Gegenwart nur auf der Basis solider Kenntnisse in der Geschichte angemessen verstanden und eingeordnet werden können, setzte er sich mit Afghanistans Weg in die Moderne in der Zeitspanne zwischen 1880 und 1930 auseinander. Anhang umfangreicher Fotoaufnahmen aus der Phototheca Afghanica des Schweizerischen Afghanistan Instituts erläuterte er den gewaltsamen Konflikt zwischen Tradition und Moderne, der die afghanische Gesellschaft seit fast anderthalb Jahrhunderten prägt. Es schloss sich eine engagierte Diskussion mit den Fellows und den Gästen an, zu denen auch der ehemalige afghanische Außenminister Dr. Rangin Dadfar Spanta zählte.
Gastredner:
Botschafter a.D. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Ulrich Seidt
Botschafter a.D. Hans-Ulrich Seidt ist Non-Resident Fellow des Liechtenstein Institute on Self-Determination (LISD) an der Princeton University und Senior Advisor bei Friedrich30, einer politischen Beratungsfirma mit Sitz in Berlin.
Sein Schwerpunkt liegt auf Geopolitik und Krisenmanagement. Er diente in Moskau und war bei der deutschen NATO-Delegation in Brüssel tätig. Während der Balkankriege diente Botschafter Seidt als stellvertretender Leiter der Sondereinsatzgruppe Bosnien (So-Bos) der Bundesregierung. Im Jahr 1998 wurde er an die deutsche Botschaft in Washington, D.C., versetzt.
Botschafter Seidt diente von 2006 bis 2008 als deutscher Botschafter in Afghanistan und von 2009 bis 2012 als deutscher Botschafter in der Republik Korea. Im Jahr 2012 wurde Botschafter Seidt Generaldirektor für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt in Berlin und beendete seine Laufbahn 2017 als Generalinspekteur des deutschen Auswärtigen Dienstes.
Kontakt:
Lisa Hartmann
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen