Die Digitalisierung verändert Museen, Theater, Kinos, Kulturerbestätten und andere identitätsstiftende Akteure. Sie haben begonnen, Streams und andere Online-Teilnahmemöglichkeiten anzubieten, um mit den Besuchern in Kontakt zu bleiben. Die Digitalisierung bietet neue Formen der Interaktion und kann sich auf die Gestaltung und Kuratierung von Erinnerung auswirken. Dieser Workshop beschäftigt sich mit der Digitalisierung des Gedächtnisses in China. Digitalisierung und Datafizierung verbreiten sich in China viel schneller als in anderen Ländern. Trotz der rasanten digitalen Entwicklung in China ist die Forschung über das digitale Gedächtnis noch immer ein unbeachtetes Feld.
Die Forscher konzentrieren sich hauptsächlich auf den digitalen Schutz des kulturellen Erbes. Chinesische Wissenschaftler haben nur wenige Beiträge geleistet, die zum einen die Bedeutung der Digitalisierung für den Schutz und die Verbreitung des chinesischen immateriellen Kulturerbes betonen (Chen & Lyu, 2015) und zum anderen Vorteile in der Bewahrung und Zugänglichmachung von unbeweglichem Kulturerbe für jedermann sehen (Hu, 2018). Das Gedächtnis ist nicht nur für die kollektive Identität von Nationen entscheidend, sondern auch für die Legitimität von Regierungen selbst. Daher wird nicht nur das kulturelle Erbe digitalisiert, sondern auch die Parteigeschichte. Digitale Inhalte sind nicht nur online, sondern auch in APPs verfügbar. Das Verhältnis zwischen Erinnerung und Macht hat sich verändert, da mehrere Akteure im digitalen Raum interagieren können. Aufgrund der räumlichen Beschränkungen in früheren Zeiten ist es eine Frage der Macht zu entscheiden, was der Öffentlichkeit präsentiert wird, wie es gezeigt wird und wer Zugang zu den Erinnerungsdarstellungen erhält. Die digitalen Werkzeuge stellen den Aspekt der Macht über die Erinnerung in Frage.
Der Wert von Erinnerungen liegt in der Erinnerung an die Vergangenheit und den Auswirkungen auf die Gegenwart und Zukunft. Die chinesische Regierungssprecherin Hua Chunying erwähnte dies im Jahr 2020 auf einer Pressekonferenz und betonte, dass „die Geschichte des Kampfes gegen die Pandemie nicht durch Lügen und irreführende Informationen verfälscht werden sollte; sie sollte mit dem korrekten kollektiven Gedächtnis der gesamten Menschheit aufgezeichnet werden.“
Leitung:
Prof. Dr. Maximilian Mayer, Frederik Schmitz
Universität Bonn, Deutschland
Forschungsgruppe „Infrastructures of China’s Modernity and Their Global Constitutive Effects” am Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS), Universität Bonn
Kontakt:
Lisa Hartmann
Referentin Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit